Diskussion: "Profi"-Schiedsrichter im Amateurbereich?

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Tubino
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Diskussion: "Profi"-Schiedsrichter im Amateurbereich?

Beitrag von Tubino » 07.09.2009, 20:22

Schiedsrichter - nur gut das es sie gibt - aber wehe "Er" kommt nicht. Was passiert mit Mannschaften die nicht antreten - sofort hat der Verein einen an der "Backe" sprich Gerichtskosten bzw. Verfahrenskosten werden mit ca 38,00 € dem Verein aufgelegt und da fragt auch "keiner" nach dem Grund. Wenn es nach mir gehen würde - ich würde einen Schiedsrichterverein gründen - mit willigen Schiedsrichtern und einen Obmann (denn es gibt Referees welche am Wochende einschließlich Samstag und Sonntag mehrmals pfeifen bzw. an der Linie stehen) und diese Leute dementsprechend entlöhnen. Ob ich nun als Schiedsrichter im Verein meinen Beitrag zahle oder mein Geld kommt in einen "Schiedsrichter-Topf" und die Vereine werden nur mit einem geringen Unkostenbeitrag sei es die Fahrtkosten oder der Einsatz als Referee zu bezahlen ist - wem wer damit geholfen - beiden. Denn ich weis, das 100% zu meinem Spiel ein Schiedsrichter anwesend ist - und weil dieser auch etwas mehr bekommt als 13 € Antrittsprämie. Wem lockt man denn noch hinterm Ofen vor bei diesem Gehalt - und wetten ich muss nicht als Verein mit Krampf irgendwelche Schiedsrichter ausbilden die nur dank ihrer "soundsoviele" Spiele in der Saison mir zwar als Verein nützen - aber nicht der "Innung".
Eine riesen Marktlücke - ich mache mich als Schiedsrichter selbständig - wenn ich davon "leben" kann - aber da müsste eigentlich jeden Tag gespielt werden - und das will auch keiner.
Anregung oder nur Aufregung - in diesem Sinne einen guten Abend noch.
Tubino
ab heute bzw. am Wochenende bin ich im Forum erreichbar
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Bundestrainer
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Re: Ergebnisse 3. KK St. 1 2009/10

Beitrag von Bundestrainer » 07.09.2009, 21:32

Ich weiß, dass Du mit dieser Grundidee nicht allein dastehst!
Diese "SR-Innung" macht aber - meiner Meinung nach - tatsächlich Sinn. Ob ER (der selbstständige SR) aber tatsächlich davon leben kann? In unseren unteren Ligen wohl eher nicht. Aber der Gedanke ist richtig und vielleicht sogar nötig. Hoffen wir in Zukunft das Beste.

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Re: Diskussion: "Profi"-Schiedsrichter im Amateurbereich?

Beitrag von sv_brauwasser » 07.09.2009, 22:07

naja...aber wie schon gesagt, betrifft das unsere, bzw. die untersten ligen mit sicherheit nicht...eine "schiedsrichter innung" finde ich vom grundgedanken her nicht schlecht...jedoch hat man ab stadtliga usw. kaum problem mit nicht antretenden schiedsrichtern, wie z.b. in der 3.kreisklasse...und diese innung würde meines erachtens erst ab stadtlige einen sinn machen...

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Weißer_Ronaldo
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Re: Diskussion: "Profi"-Schiedsrichter im Amateurbereich?

Beitrag von Weißer_Ronaldo » 08.09.2009, 06:42

Also, ich bin ziemlich strikt gegen eine Durchkommerzialisierung all unserer Lebensbereiche. Damit öffnet man Pandoras Büchse. Ich greife da mal ein paar, wenn auch wichtige, Punkte heraus.

Ein selbstständiger SR müsste natürlich von dieser Selbstständigkeit leben können. Wie schon zuvor vom Bundestrainer bemerkt, ist dies aber gerade in den unteren Spielklassen ausgeschlossen. Arbeitstage gibt es i.d.R. nur 2 Stück in der Woche, Samstag und Sonntag. Bei allerbester Optimierung dürfte es aber nicht möglich sein, mehr als 4 Spiele pro Tag zu pfeifen, Nachwuchsspiele schon inbegriffen. Wenn jemand wirklich davon leben sollte, müsste ein SR dann aber soviel Geld für das Pfeifen eines Spieles, da würde uns Hören und Sehen vergehen. Wenn man jetzt noch in Betracht zieht, dass es auch spielfreie Monate gibt, über welche er auch noch kommen müsste, treibt das den Preis noch weiter nach oben. Ich kalkuliere jetzt mal über den Daumen, dass so ein "Profi"-SR pro Spiel so um die 100 Euro kosten würde. Und dabei bin ich noch vorsichtig rangegangen.

Zusätzlich gäbe es das Problem, dass diese Art SR viel, viel empfänglicher für "Spiellenkungsprämien" wäre. Man soll ja nie "Nie" sagen, aber ich glaube, dies spielt in unseren Klassen bisher kaum eine bis überhaupt keine Rolle. Bisher macht er es aus Spaß an der Freude, evt. auch, um seinem Verein einen Gefallen zu tun (SR-Soll!), für den Gegenwert einer Aufwandsentschädigung. Denn mehr ist es ja auch nicht. Müsste er nun davon leben, würde er jeden Cent zusätzlich dankbar zur Kenntnis nehmen. Ich denke, spätestens damit kann man diesen Gedanken endgültig ad acta legen.

Zu dem Gedanken eines SR-Vereins habe ich bisher nur Gedankenansätze. Grundsätzlich sehe ich das Problem der Nachwuchsgewinnung. Durch die bisherige Regelung sind die Vereine durch das jeweilige SR-Soll mit in der Pflicht, für SR zu sorgen. Diese sind an fußballinteressierten Sportfreunden am nächsten dran, können also am besten für "Nachwuchs" sorgen. Ein SR-Verein würde hingegen im eigenen Saft kochen. Ihm würden wohl früher oder später die aktiven SR ausgehen.

Die derzeitige Situation ist sicherlich unbefriedigend. Zu Saisonbeginn trennt sich offensichtlich die Spreu (unzuverlässige SR) vom Weizen (zuverlässige SR). Dennoch wundert es mich, dass dieses Problem aktuell so massiv auftritt. Die bestehende Malus-Regelung (Strafgeld für unentschuldigtes Nichtantreten) sollte eigentlich ausreichend sein, um es sich dreimal zu überlegen, nicht zu einem angesetzten Spiel hinzufahren. Scheinbar aber nicht. Die Beweggründe sollten aber die entsprechend zuständigen Personen in den Ausschüssen versuchen herauszufinden, um ggf. besser greifende Maßnahmen für die Zukunft ergreifen zu können. Ob da eine reine Erhöhung des Strafgeldes der richtige Weg wäre, vermag ich so nicht einzuschätzen.

Soweit mal meine ersten Gedankengänge. Aber vielleicht gibt es ja noch weitere Ideen oder Anregungen zu dieser Thematik.
Bin zwar nicht so schnell wie Ronaldo, auch nicht so groß. Aber immerhin schon mal so dick.

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Re: Diskussion: "Profi"-Schiedsrichter im Amateurbereich?

Beitrag von Invisible » 08.09.2009, 08:19

Weißer_Ronaldo hat geschrieben:Ein SR-Verein würde hingegen im eigenen Saft kochen. Ihm würden wohl früher oder später die aktiven SR ausgehen.
Genau das ist der springende Punkt, Lutz. Das Schiedsrichter-Soll ist bisher einer der Hauptgründe, warum es noch ausreichend Schiedsrichter gibt. Würde diese Pflicht für die Vereine wegfallen, hätten wir bald ein gewaltiges Problem...

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Re: Diskussion: "Profi"-Schiedsrichter im Amateurbereich?

Beitrag von KP » 08.09.2009, 09:15

Zu "Kann davon leben": Wenn man "Alles mitnimmt, was geht", Volkssport, Jugendspiele in der Woche, am Wochenende 2 Doppel-Jugendspiele und dann noch Vor- und Hauptspiel als SR/SRA (wobei das auch nicht immer überhaupt möglich ist) am Samstag/Sonntag, dann kann man aktuell inkl. Fahrgeld ~500 EUR/Monat als theoretisches Maximum einnehmen.

In echt dürfte das kaum dauerhaft erreichbar sein, obendrein ist deutlich mehr als die Hälfte Fahrgeld, d.h. von der Summe oben gehen die eigenen Fahrtkosten noch ab. Davon abgesehen ist eine physische Belastung von 8 - 12 Einsätzen pro Woche auf Dauer auch bloß nicht machbar.

Ein "SR-Verein" hätte den Vorteil, daß jeder SR überall pfeifen dürfte und die Unterstellungen "Ja, der kommt von XY, die sind direkt neben AB, alles klar" wegfallen und den weiteren "Vorteil", dass die ganzen halb-/nichtmotivierten SR insb. aus dem Bereish 2./3. KK, wegfallen weil der "Zwang" zur SR-Werdung durch SR-Soll wegfällt und nur die wirklich motivierten übrigbleiben.

Das hätte aber wiederum zur Folge, dass man sich von SRA in der 1KK und ggf. SL verabschieden dürfte und die Kleinsten von Trainern gepfiffen werden müssten (wie in anderen Verbänden übrigens üblich, wißt Ihr eigentlich, auf welch hohem Niveau wir hier jammern? Woanders gibts SRA erst ab Bezirks*LIGA*!)

Am Ende hat man die Wahl zwischen dem Status Quo, wo insbesondere in den unter(st)en Bereichen halt auch SR rumdümpeln, die nicht sonderlich, sagen wir, "motiviert" sind oder einem Pool von motivierten und "willigen" SR, muss dann aber damit leben das im Kreisbereich keiner mehr winkt weil einfach nicht genug übrig bleiben.

Die Lösung wird sein, junge Sportfreunde zu dem Ehrenamt zu motivieren, ausdrücklich *nicht* mit der Taschengeldaufbesserung zu werben (ohne das zu verschweigen), die SR auf und neben dem Spielfeld nicht als das letzte Stück Dreck sondern respektvoll behandeln. Man muss also mehr SR werben, die mit Ehrgeiz und Eifer an Ihr Hobby gehen und nicht nur für "die Pflichtspiele" oder "weil der Verein sonst Strafe zahlt" den Schein machen.

Wenn man die "faulen Früchtchen" dann "aussortieren" kann, weil genug "reife" da sind, dann ist doch allen geholfen. Aber da sind auch die Vereine gefragt, die dann nicht immer nur auf die SR meckern, sondern *gemeinsam* mit daran arbeiten sollten, dass genügend motivierte SR da sind. Wenn den SR der Job richtig Spaß macht, weil man nicht für jede falsche Einwurfentscheidung in Höhe der Mittellinie in Minute 60. dumm angepflaumt wird, dann könnte das mal was werden.
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Re: Diskussion: "Profi"-Schiedsrichter im Amateurbereich?

Beitrag von keuleLE » 08.09.2009, 13:48

ich würde hier gerne auch aus eigener Erfahrung ein paar Anmerkungen zum Thema geben:

ich denke das die Einführung eines "Schiedsrichtervereins" oder wie man das auch immer nennen will grundsätzlich eine Möglichkeit wäre allerdings denke ich nicht das es möglich ist dies als "Profi" zu betreiben und ich denke auch das es der falsche Ansatz ist, denn genauso wie wir alle als Aktive dies aus Spass an der Freude machen so ist/soll es auch bei den Schiedsrichtern sein und es gibt sehr sehr viele Schiedsrichter die die schwerste Aufgabe auf dem Platz gerne ausführen.

vielleicht sollte sich manch einer überlegen ob es nicht andere Sachen gibt die man verbessern könnte um auch vor allem junge Schiedsrichter eher zu motivieren dabei zu bleiben und zwar sowohl auf Vereins und Spielerseite als auch auf Verbandsseite.

so ist es immer hart wenn man als Schiedsrichter 90 Min lang sowohl von Spielern als auch von Trainern etc. belegt wird und sei es weil man in der 3.KK ohne Assistent eine 10cm Abseitsentscheidung falsch sieht. so sollten Spieler und Trainer eher auch Verständnis haben und nicht immer gleich alles reklamieren. gerade wenn man als junger Schiedsrichter im Herrenbereich anfängt ist es sehr schwer und wenn man dann ständig noch belegt , beleidigt oder sogar bedroht wird verliert man schon mal schnell die Lust.
auch die Schiedsrichterbetreuung durch die Vereine könnte verbessert werden. so ist es in anderen Verbänden üblich das man selbst bis in die unterste Klasse nach dem Spiel eine Wurst und ein Getränk bekommt. und damit will ich nich für eine Vollverpflegung durch die Vereine sorgen, sondern führt dies auch eben dazu das man sich nach dem Spiel auch mal zusammensetzt bei einem Bier und ins Gespräch kommt, über das Spiel diskutieren kann (dann meist auf ner sachlichen Ebene), sich einfach besser kennenlernt, was zum Verständnis beider Seiten und dem gegenseitigen Respekt beiträgt.

auch von Verbandsseite sollte man vielleicht über einige Sachen nachdenken die manchmal demotivierend wirken können. ich denke man sollte auch mal drüber nachdenken die recht starre Klasseneinteilung etwas zu lockern und auch jungen Schiedsrichtern die chance geben etwas höherklassig zu pfeifen (zumindest testweise) anstatt es nur von Regeltests und Beobachtungen abhängig zu machen.
auch das es z.b. im Bezirk nicht gern gesehen wird das man selber als Spieler und Schiedsrichter aktiv ist finde ich sehr bedenklich. wenn man Schiedsrichter hat die grundsätzlich geeignet wären diese aber nicht in den Bezirk können weil sie selber spielen dann verwehrt man diesen jegliche Aufstiegschance und das ist nicht gerade der richtige Weg um junge Leute zu motivieren, mal abgesehen davon das ich denke das Faulheit da der einzige Hintergrund sein kann (ohne jemanden persönlich angreifen zu wollen), denn das man darauf achten muss wann man denjenigen einsetzt kann ich eigentlich keinen Grund erkennen (wobei dies in den unteren Klassen ja nicht anders ist).

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