Die WM ist vorbei. Sie bleibt in bester Erinnerung, für manchen hat sie jedoch ein wenig erfreuliches Nachspiel. Es geht um eine kleine Dummheit, um Geld und die Wahrheit. Der Sächsische Fußballverband (SFV) ist „not amused“, wie es neudeutsch so schön heißt. Denn die Geschichte nahm genau dort ihren Anfang.
Der Reihe nach. Wie alle Landesverbände hat auch der SFV ein Kontingent WM-Tickets erhalten, etwas mehr als 2000 sollen es gewesen sein. Der Verband verkaufte sie weiter an Schiedsrichter, ehrenamtliche Funktionäre und Vereine. So gelangte der Präsident eines Leipziger Stadtligisten auch zu seinem WM-Ticket. Es war ein besonderes – eine Karte fürs Finale. Und zwar beste Kategorie, Block P1.2, Reihe 14, Sitz 2. Kostenpunkt: 600 Euro.
Vielleicht hat den Mann letztlich die hohe Summe doch erschreckt oder er witterte einfach nur ein gutes Geschäft. Jedenfalls bot er das Finalticket – Aufdruck Sächsischer Fußball-Verband plus sein Name – im Internetauktionshaus Ebay zum Verkauf an. Mit Erfolg: Ein junger Mann aus Mannheim erhielt für sein Gebot von 2720 Euro den Zuschlag. An einer Tankstelle bei Leipzig erfolgte schließlich die Übergabe der Finalkarte.
Aus dem Besuch des Finales wurde aber nichts. Denn das Umschreiben des Endspieltickets auf den neuen Besitzer war nicht möglich. „Weil das eine Karte vom Verband war und die gar nicht hätte weiterverkauft werden dürfen“, sagt der Mannheimer, und verweist auf eine Mail vom WM-OK. In der sei der Käufer aufgefordert worden, das Geschäft rückgängig zu machen, weil ein Verstoß gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Organisationskomitees und gegen die Richtlinien des Sächsischen Fußball-Verbandes vorläge. Die untersagen nämlich einen Weiterverkauf von WM-Tickets, Schwarzmarkthandel, zu gut deutsch.
Ganz anders die Version des Verkäufers, des Vereins-Präsidenten: „Ich selbst habe die Umschreibung der Karte sperren lassen, weil der Mann nicht bezahlt hat!“ Bei der Übergabe der Karte sei eine Überweisung des Betrags vereinbart worden, es sei aber kein Geld eingetroffen. Das wiederum bestreitet der Käufer vehement. Der will bei der Übergabe bar bezahlt haben und weist darauf hin, dass der Tankwart die Echtheit der Scheine geprüft habe. Nun streiten sich die Anwälte beider Parteien, vielleicht auch bald vor Gericht, um die Wahrheit.
Der finanzielle Aspekt des Deals interessiert den Sächsischen Fußballverband kaum. Um so größer ist aber die Enttäuschung, dass jemand das Privileg, ganz legal und stressfrei WM-Karten kaufen zu können, erst recht fürs Finale, für ein Geschäft ausgenutzt hat. Rainer Hertle, Vizepräsident des SFV, hat jenen zur Rede gestellt. „Ich bin enttäuscht von diesem Verhalten und habe ihm das gesagt“, sagt Hertle. Darauf habe sich der Mann bei ihm entschuldigt. „Moralisch ist das Ganze auf keinen Fall zu rechtfertigen, aber der Verband hatte natürlich keinen Einfluss darauf, was mit den Karten geschieht“, erklärt Hertle. In anderthalb Wochen soll nun im SFV-Präsidium beraten werden, ob der Fall sportgerichtliche Konsequenzen hat. Hertle hält den Ausgang der Beratung für offen, denn „so eine Angelegenheit mussten wir ja noch nie behandeln.“
Inzwischen dämmert es auch dem Vereins-Präsidenten: „Der Weiterverkauf der Karte war sicherlich ein Fehler.“
Weiß jemand, wer der "gute" Mann ist? Welcher Verein?
